
27.02.2023 - ARGE 23/01 - Sonderumfrage Ausbildung 2022Sonderumfrage zur Ausbildungssituation
Jeder zweite Betrieb findet keine Lehrlinge
Umfrage zur Ausbildungssituation im Handwerk
Die Suche nach Auszubildenden gestaltet sich in vielen Handwerken durch die demografische Entwicklung, den Trend zu höheren Schulabschlüssen sowie die gestiegene Studierneigung sehr schwierig. Dabei fehlen dem Handwerk bereits aktuell tausende Fachkräfte. „Eine Lücke, die in den nächsten Jahren immer größer zu werden droht – nicht zuletzt infolge der ambitionierten Ziele in der Energie- und Klimawendepolitik“, so die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus. Vor diesem Hintergrund haben sich die drei hessischen Handwerkskammern Kassel, Frankfurt-Rhein-Main und Wiesbaden an einer bundesweiten Sonderumfrage zur „Ausbildungssituation im Handwerk“ beteiligt.
Der Umfrage zufolge beschäftigen 43 Prozent der Betriebe in Hessen einen
oder mehrere Lehrlinge, was das große und im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen überdurchschnittliche Ausbildungsengagement der Handwerksbetriebe sichtbar macht. Dennoch beschäftigt aber mehr als die Hälfte der Betriebe (53 Prozent) aktuell keine Auszubildenden. Haus: „Wenn man die angegebenen Gründe der nicht ausbildenden Betriebe analysiert, fällt auf, dass 20 Prozent innerhalb dieser Gruppe überhaupt keine geeigneten Bewerber finden.“ Sorgen über eine unsichere wirtschaftliche Perspektive und Altersgründe waren jeweils für knapp 18 Prozent der Betriebe die nächsthäufigsten Ursachen dafür, keine weiteren Auszubildenden einzustellen.
Ausbau der Berufsorientierung an allen Schulformen
Bei der Frage nach konkreten Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Besetzung von Ausbildungsplätzen im Handwerk lassen sich aus den Antworten der Betriebe vor allem zwei Prioritäten identifizieren: 40 Prozent der Betriebsinhaberinnen und -inhaber sehen in einer verbesserten Berufsorientierung an allen Schulen eine entscheidende Stellschraube zur Stärkung des Interesses an einer handwerklichen Berufsbildung. Zum anderen würde die Wiedereinführung von Werkunterricht an allgemeinbildenden Schulen dazu beitragen, die Potenziale einer beruflichen Ausbildung im Handwerk mehr in den Fokus zu rücken (28 Prozent).
Viele Handwerksbetriebe sind bereits sehr aktiv, wenn es um Maßnahmen zur Gewinnung von Auszubildenden geht: das Werben mit einer Übernahmeperspektive nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss (30,8 Prozent) sowie Berufsorientierungsangebote wie Praktika (27,5 Prozent) werden zur Gewinnung von Auszubildenden besonders häufig genutzt.
Grundsätzlich sehen die Betriebe eine große Verantwortung bei der individuellen Leistung der Auszubildenden. Hierbei spielen sicher auch negative Erfahrungen der Betriebe mit Auszubildenden eine Rolle, deren schulische Grundkenntnisse und Lernkompetenzen für die Vermittlung anspruchsvoller Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht ausreichen. So bemängelt eine Mehrheit der Betriebsinhaberinnen und -inhaber eine Verschlechterung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen bei den Ausbildungsanfängern.