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28.09.2023 - ARGE 23/08a - DGB und Handwerkskammern im GesprächDGB und Handwerkskammern im Gespräch

DGB und Handwerkskammern im Gespräch - Ausbildung attraktiver machen

Der DGB Hessen-Thüringen und die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern werben dafür, die Ausbildung im Handwerk attraktiver zu machen und dafür die Rahmenbedingungen zu optimieren. Konkret sprachen sich die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus, und der Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph, dafür aus, Azubi-Wohnheime zu schaffen und Berufsorientierungsmaßnahmen zu stärken. Konsens bestand auch darin, dass ein reduzierter Strompreis nicht nur für international tätige Industrieunternehmen,  sondern gleichermaßen auch für energieintensive Handwerksbetriebe gelten soll. Kontrovers hingegen wurde die Forderung nach einer Ausbildungsgarantie, die
durch eine Ausbildungsabgabe finanziert werden soll, diskutiert.

Fehlen heute Lehrlinge, fehlen morgen Fachkräfte

Die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus, bestätigte, dass die Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern für Ausbildungsstellen im Handwerk rückläufig sei. Die Ursachen liegen Haus zufolge in einem verändertem Bildungsverhalten, einer gestiegenen Studierneigung und dem demografischen Wandel. Die Corona-Pandemie habe den Trend weg von der dualen Berufsausbildung als Einstieg in den Arbeitsmarkt noch verstärkt. Die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge sei zwar aktuell gestiegen, aber erst im November gebe es belastbare Zahlen. „Wo heute Auszubildende fehlen, mangelt es morgen an Fachkräften. Und weniger Lehrlinge heute bedeuten zukünftig auch eine geringere Zahl von Gesellen, Meisterschülern, Handwerksmeistern, Betriebsinhabern und damit letztendlich auch von Ausbildern“, so Haus. Um die Ausbildung grundsätzlich attraktiver zu gestalten sei es wichtig, auch die strukturellen Rahmenbedingungen für eine Ausbildung zu verbessern. Azubi-Wohnheime nach dem Modell der Studentenwohnheime seien eine sinnvolle Maßnahme, um eine Ausbildung attraktiver zu machen.

Berufliche Orientierung in allen Schulformen

Sinkende Ausbildungszahlen mit den beschriebenen Folgen seien ein gesamt- gesellschaftliches Problem und bräuchten damit auch eine gesamtgesellschaftliche Lösung. Die Handwerkspräsidentin sprach sich deshalb dafür aus, die berufliche Orientierung in allen Schulformen fest im Lehrplan zu verankern. Die Sichtbarkeit der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung könnte hergestellt werden, wenn eine gesetzliche und damit rechtsverbindliche Festschreibung z. B. in einem Gesetz zum Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) erfolgen würde. Darüber hinaus sollten Klein- und Kleinstausbildungsbetriebe direkt mit einer steuerlichen Förderung zur betrieblichen Entlastung bei den Kosten der betrieblichen Ausbildung unterstützt werden.

Jugendberufsagenturen aufbauen, Azubiwohnheime schaffen

„Die duale Ausbildung muss wieder attraktiver für junge Menschen werden. Dafür muss zum einen der Übergang zwischen Schule und Beruf verbessert werden, indem die Berufsorientierung an allen Schulformen gestärkt und ausgebaut wird. Deshalb fordern wir den Aufbau von Jugendberufsagenturen in Hessen. Damit kann eine jugendgerechte Ansprache für die Beratungsangebote besser gelingen“, betont Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen. Rudolph weiter: „Eine weitere, wesentliche Voraussetzung ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Azubis. Gerade in Ballungsräumen ist es für junge Menschen nahezu unmöglich, die marktüblichen Mietpreise zu zahlen. Außerdem muss es Wohnraum für Auszubildende an zentralen Berufsschulstandorten für bestimmte Berufe geben, die nicht tageweise, sondern in längeren Zeitblöcken unterrichtet werden. Die aktuelle Wohnungssituation wird zu einem wachsenden Hemmnis bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen und damit auch der Fachkräftegewinnung. Wie bei Studierendenwerken für Studierende brauchen wir Auszubildendenwerke für Azubis. Daher fordern wir die Landesregierung auf, das Thema Azubiwohnen ernst zu nehmen. Bereits jetzt haben viele Betriebe massive Probleme bei der Gewinnung von Auszubildenden.“